Rezension: Diese eine Woche im November | Michael Wallner


Titel: Diese eine Woche im November
Autor: Michael Wallner
Verlag: cbt Verlag
Genre: Jugendbuch
Alter: ab 14 Jahren
Erscheinungsdatum: 18. November 2013
Ausstattung: Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 320 Seiten
ISBN13: 978-3-570-16047-3

Ein kleiner Einblick in den Klappentext:

Als Julia in Venedig auf Tonio trifft, ist sie fasziniert von dem attraktiven jungen Mann. Während abendlicher Streifzüge zeigt Tonio der schönen Deutschen die verwunschenen Ecken der Lagunenstadt und die beiden kommen sich näher. Ihre Romanze wird jäh gestört, als sie auf die Spuren der Trucidi stoßen, einer geheimen Bruderschaft, die die Stadt vor Hunderten von Jahren regierte. Jetzt ist sie zurück und fordert die Herrschaft über die prunkvollen Palazzi. Julias Vater, ein deutscher Kommissar, ist ihnen bereits auf den Fersen – zu dicht, denn Julia und ihr Vater werden gekidnappt und ihr Leben liegt in den Händen der skrupellosen Gangster. Einzig Tonio kann seine große Liebe noch retten, doch dafür muss er sich dem Großmeister der Bruderschaft stellen ...

Meine Gedanken zu dem Buch:

Michael Wallner hat mit diesem Jugendroman eine Story geschaffen, die schon aufgrund der exotischen Kulisse von Venedig einen besonderen Reiz ausübt. Hier erwartet den Leser nicht nur eine junge Liebesgeschichte, nein, dieses Buch hat doch einiges mehr zu bieten. Ein Kriminalfall will gelöst werden und das Verbrechen selbst ist stark gewürzt mit geschichtlichem Hintergrund Venedigs.

Inhaltlich hat die Geschichte also einiges zu bieten und Unvorhersehbares sorgt doch des Öfteren für überraschende Wendungen, so dass die Spannung auch gehalten werden kann.
Jedoch der Schreibstil konnte mich nicht völlig überzeugen. Dieser erschien mir etwas emotionslos, was ich auf die oft aneinandergereihten sehr kurzen Sätze schieben möchte. Hier fehlte es mir etwas an Pepp, am feurigen italienischen Temperament. Gerade zu dieser Story hätte das wunderbar gepasst. Diesbezüglich erscheinen mir die Charaktere in der Tat etwas zu 'lasch' dargestellt.
Diese leider etwas zu oft auftretende Aneinanderreihung von kurzen Sätzen hemmt den Lesefluss und man bekommt doch immer wieder den Eindruck vermittelt, das Konstrukt eines Notizbuches zu lesen. Aneinanderreihungen wie Notizen, anders kann ich es kaum erklären. Was immer der Autor damit bezwecken wollte, kommt so leider nicht beim Leser an - zumindest bei mir nicht.

Die Schauplätze Venedigs hingegen werden sehr schön und ausführlich beschrieben, so dass man sich als Leser ein gutes Bild der Kulisse machen konnte. Dies betrifft auch die Erläuterungen rund um die geheimnisvolle Bruderschaft – den Trucidi.

"In den Reiseführern heißt es, Venedig sei ein verwunschenes Paradies. Aber Venedig ist auch ein Labyrinth. Deshalb ist Venedig ein Paradies für Diebe.
Zwei Rucksäcke, eine lose umgehängte Jacke, eine Handtasche - Tonio und Pippa haben für diesen Abend genug gearbeitet. "

Pippa und Tonio haben sich auf der Straße kennengelernt und sind seither unzertrennlich. Gemeinsam sind sie ein gutes Team und können erfolgreich 'arbeiten'. Gemeinsam wachsen sie heran und werden zu Jugendlichen, in denen auch langsam das Gefühl der Liebe erwacht - zumindest bei Pippa. Pippa ist auf den ersten Blick unscheinbar, da sie am liebsten weite Sachen und Turnschuhe trägt. Ihr langes dunkles Haar fällt ihr ins Gesicht. Sie ist flink, leise, geschickt und schlau.

"Auch wenn Pippa damals keine Ahnung hatte, wer Audrey Hepburn war, weiß sie mittlerweile, dieser Frau zu ähneln, ist etwas Wunderbares. Es bedeutet, fein und grazil zu sein, sanft wie ein Reh nach außen, in Wirklichkeit eine fauchende Katze, die immer auf den Füßen landet. Ein Mädchen, das für seine Freunde durchs Feuer geht."

Tonio selbst ist zurückhaltend, redet wenig, macht seinen Job und sieht in Pippa seine dauerhafte gute Freundin, mit der er durch dick und dünn gehen kann, auf die er sich immer verlassen kann. Dass sie mehr für ihn empfindet, merkt er nicht. Beide sind in nicht einfachen Verhältnissen aufgewachsen, beide haben ihre Eltern verloren, leben von dem was sie auf der Straße ergaunern. Pippa wohnt bei einem pflegebedürftigen Mann, den sie ihren Onkel nennt. Während Pippas Eltern beide verstorben sind, lebt Tonios Vater noch, aber dieser ist komplett dem Alkohol verfallen und hat dies seinen Sohn immer wieder schwer spüren lassen. Zuletzt lebte Tonio in einigen Waisenhäusern und landete in einer Gang. Bis Rinaldo ihn unter seine Fittiche nahm. In seinem neuen Boss sieht Tonio nun eine Art Vaterersatz, den Rinaldo - der sogenannte "Robin Hood des Internets" - versteht ihn, behandelt ihn gut und ehrlich.

Julia, die aus Düsseldorf mit ihrem Vater anreiste, um einen kleinen Vater-Tochter-Urlaub in Venedig zu machen, ist sehr selbstständig und tritt sicher auf. Mit ihrem zarten Gesicht und ihren blonden Haaren unterscheidet sie sich sehr von Pippa und als Tonio sie das erste Mal sieht, geht sie ihm nicht mehr aus dem Sinn. Eine Dreiecks-Geschichte der ganz besonderen Art beginnt... Denn was als Urlaub getarnt ist, entwickelt sich kurz darauf zu einem rasanten und äußert gefährlichem Abenteuer. Julias Vater ist aus ganz bestimmtem Grund im November nach Venedig gereist. Er ist Polizist und arbeitet an einem heiklen Fall. Leider entwickelten sich die Dinge alles andere als geplant. Es wird sehr gefährlich in Venedig in dieser einen Woche im November...

Kurz & gut - mein persönliches Fazit

Michael Wallner konnte mich inhaltlich mit diesem Jugendroman völlig überzeugen, denn die Thematik und Kulisse waren hervorragend gewählt und das Geschehen wurde spannend umgesetzt und hielt immer wieder überraschende Wendungen bereit. Allerdings war der Schreibstil sehr gewöhnungsbedürftig und es brauchte einige Zeit, bis ich mit dieser besonderen Art warm werden konnte. Auch fehlte es mir etwas am italienischen Temperament, diesbezüglich hätte es ruhig etwas mehr sein dürfen. Alles in allem habe ich dieses Jugendbuch dennoch sehr gerne gelesen, denn der besondere venezianische Flair und der gute Jugendkrimi haben mir sehr zugesagt, so dass ich persönlich über die Schwächen bezüglich des Stils etwas hinwegblicken konnte. 

© Rezension: 2013, Alexandra Zylenas


Über den Autor:

Michael Wallner wurde 1958 in Graz geboren und hat als Schauspieler und Regisseur gearbeitet. Er lebt seit 1997 als Roman- und Drehbuchautor in Berlin. Von ihm sind u.a. die Romane „Manhattan fliegt” (2000), „Cliehms Begabung“ (2000) und „Finale“ (2003) sowie die Jugendbücher "Die Zeit des Skorpions" (2008) und "Blutherz" (2009) erschienen. International bekannt wurde er durch den bis in über 20 Länder verkauften Roman „April in Paris“ (2006); eine Verfilmung des Buches ist in Vorbereitung. Zuletzt erschienen von Michael Wallner bei Luchterhand die Romane „Die russische Affäre“ (2009) und "Kälps Himmelfahrt" (2011). www.michael-wallner.eu

[alexandra]

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