Im Gespräch mit Autorin Deniz Selek


© Deniz Selek
Zuerst natürlich einmal „Herzlich Willkommen, Deniz“ und vielen Dank für Deinen Besuch imvirtuellen Bücherkaffee. Es freut uns sehr, dass Du Dir Zeit nimmst, unsere Fragen zu beantworten. Gleich mal eine neugierige Frage vorab: Mit welchem Getränk kann man Dir persönlich größere Freude bereiten? Kaffee oder Tee? Lieber gemütliches Straßencafe oder doch eher würzig-duftendes Teehaus? 
Ich mag beides sehr gern, da kann ich mich oft selbst nicht entscheiden. 

Stell Dich doch bitte kurz den Lesern vor. Wer ist Deniz Selek
Als öffentliche Person bin ich Jugendbuchautorin, als Privatperson bin ich noch dabei herauszufinden, wer genau diese Deniz Selek ist. So ein Mensch hat ja doch die eine oder andere Facette ;) 

Wie bist Du zum Schreiben gekommen und seit wann schreibst Du? 
Es war einfach immer irgendwie da, das Schreiben. Die ersten kleinen Texte sind in Verbindung mit Bildern entstanden, als ich schreiben gelernt habe. Vielleicht seit meinem 8. oder 9. Lebensjahr. 

Wer oder was beeinflusste Dich in der Wahl deines Berufes als Autor? 
Ich kann es nicht an einer Person festmachen, auch nicht an einem einschneidenden Erlebnis. Ich wollte einfach immer Autorin sein. 

Was macht dir an deiner Arbeit am meisten Spaß? 
Das Versinken, das Abtauchen in die Geschichte, die eine eigene Dynamik bekommt, wenn ich mich einlasse. Die Figuren, die lebendig werden und Charaktere zeigen, auf die ich ab einem bestimmten Punkt keinen bewussten Einfluss mehr habe. Ja, am meisten Spaß habe ich, wenn meine „Typen“ machen was sie wollen und mich überraschen. 

Der Weg von einer Idee zum fertigen Manuskript: Wie sieht dein Schreib-Alltag aus bzw. wie gestaltest du das Schreiben? Skizzen und Notizen samt Post-it-Sammlung oder alles ordentlich mit System am PC? Hast Du eventuell auch schon Erfahrung mit Schreibblockaden machen müssen? 
Erste Ideen schreibe ich meist auf Papier, wenn ich unterwegs bin in Notizbücher und übertrage alles später auf den Rechner. Konzepte und Übersichten schreibe ich auch eher auf Papier und hänge sie vor mir an die Wand, damit ich nicht vom Hauptgerüst abkomme.Schreibblockaden kenne ich bislang nicht. Ich versuche einfach gedanklich loszulassen und schreibe drauflos. Wenn ich nachher feststelle, dass es Murks war, lösche ich es. Das beschränkt sich glücklicherweise oft nur auf kleine Absätze. 


Folgst Du bestimmten Ritualen im Schreib-Alltag? (z.B. eine Lieblingstasse, die IMMER neben dem PC stehen muss, etc.) Hast Du einen fixen Tagesablauf mit bestimmten Zeiten, die für private Stunden beziehungsweise das Schreiben reserviert sind? 
Ich arbeite morgens und vormittags, wenn unsere Kids in der Schule sind, frühstücke am Rechner, gehe den zuletzt geschriebenen Abschnitt durch und korrigiere. Dabei höre ich oft ein bestimmtes Musikstück, das die Stimmung der Geschichte transportiert. Bei manchen ist es nur ein einziges Lied, das ich immer wieder höre, bis die Geschichte fertig ist. Bei anderen habe ich mehrere Lieblingslieder. 

Wie entstehen die Protagonisten Deines Buches? Sind Deine Figuren immer rein fiktiv oder haben sie auch ab und an mit realen Personen in Deinem Leben zu tun? 
Der erste „Aufschlag“ ist immer eine reale Person, die mir eine Idee liefert, sei es nun ein äußerliches Merkmal, eine Phobie, ein Tick oder sich über bestimmte Dinge aufregen zu können. Das vermenge ich dann mehr oder weniger bewusst mit eigenen Erfahrungen und Gefühlen. 

Woran erkennst du, dass eine Idee es wert ist, zu einem Roman ausgearbeitet zu werden? 
Wenn die Idee gleich lebhafte Bilder produziert und mir rechts und links noch zig Anregungen um die Ohren haut. 

Was bereitet dir mehr Schwierigkeiten? Der Anfang oder das Ende Deines Buches? 
Schwierigkeiten habe ich beim Schreiben nicht. Eher, dass in der Mitte des Buches eine Art automatische Zäsur kommt, bei der ich mich frage: Ist das alles gut? Habe ich die „Angelhaken“ richtig platziert? Sind die Übergänge flüssig? Die Figuren nachvollziehbar? Die Dialoge echt und witzig?Den Anfang und das Ende einer Geschichte schreibe ich am liebsten. Das Ende steht meistens schon bevor ich die Mitte erreicht habe. 

Welchen Einfluss hast Du als Autor auf den Buchtitel und auf die Covergestaltung Deines Buches? 
Ich denke, ohne die Vorgehensweise anderer Verlage zu kennen, dass ich schon ein passables Mitspracherecht habe. Es ist immer die Schwierigkeit mit dem Buch ein „Produkt“ zu schaffen, von dem man als Autor ein bestimmtes Bild hat. Die Verpackung wird dann von anderen Menschen gestaltet, um Anreiz und Verkäuflichkeit zu steigern und das kann schon mal unterschiedlich ausfallen. 

Welches Buch hat einen nachhaltigen Eindruck bei Dir hinterlassen und ist aus Deinem Bücherregal nicht mehr wegzudenken? 
Da gibt es viele. „Simpel“ von Marie-Aude Murail, „Die hellen Tage“ von Zsuzsa Bánk, „Das Schloss aus Glas“ von Jeannette Walls, „Die Stadt der Diebe“ von David Benioff, „Drachenläufer“ von Khaled Hosseini, um nur ein paar zu nennen. 

Wenn Du in Dein eigenes Bücherregal schaust – welches Genre ist hier am meisten vertreten? 
Jugendbücher, All-Age-Romane und Biografien 

Wann und vor allem wo liest Du selbst am liebsten? 
Immer, wenn ich nach Abschluss eines Buches eine Schreibpause mache. Ich lese gern auf dem Sofa und am liebsten im Garten in der Sonne. 

Mit welcher literarischen Figur würdest Du gerne einmal einen Tag verbringen? 
Mit keiner, die meisten sind mir einfach zu durchgeknallt. ;) 

Buchmessen und Lesungen, vor allem LiveStream-Lesungen werden immer beliebter. Auf welcher Buchmesse / welcher Lesung werden wir Dich als Nächstes treffen können? Führst Du gerne Öffentlichkeitsarbeit? 
Nachdem ich in der letzten Zeit viel unterwegs war (Frankfurter Buchmesse, Infa-Messe, Lesungen in Hannover, Hamburg etc.) bleibe ich in den nächsten zwei Monaten voraussichtlich erst einmal in Berlin. Am 23.11. lese ich um 15 Uhr beim Lesefest in der Schwartzschen Villa in Steglitz.Ja, neben den Lesungen bin ich sehr gern auf Facebook, Lovelybooks etc. unterwegs, pflege meine Webseite und gebe Interviews für Internet, Rundfunk, Zeitungen und andere Medien. 

Da wir selber bloggen, interessiert uns dies besonders: Dank der Social Networks ist der Kontakt zwischen Autor und deren Fans viel intensiver geworden. Eher ein Fluch oder doch ein großer Segen? Wie stehst Du persönlich dazu? Wie hältst Du Kontakt zu Deinen Lesern? 
Über meine Autorenseite bei Facebook können mich Leser/ innen jederzeit direkt erreichen. Ich finde das schön, deshalb veranstalte ich auch regelmäßig Leserunden, die mir viel Spaß machen, weil ich dort ungefilterte Meinungen bekomme und manchmal auch Dinge gefragt werde, die nicht in Rezensionen auftauchen. 
Dein Buch „Heartbreak Family-Als meine heimliche Liebe bei uns einzog“ ist ja der Auftakt einer Trilogie. Erzähl doch unseren Lesern kurz, um was es in diesem Buch geht und wie Du zu der Idee gekommen bist. 
Die 15-jährige Deutsch-Türkin Jannah ist in einen farbigen Jungen aus ihrer Schule verliebt und ihre Mutter beschließt mit ihrem neuen Freund zusammenzuziehen. Nun ist aber der Freund der Mutter ausgerechnet der Vater des Jungen, in den Jannah verliebt ist. Man kann sich denken, dass sie diesen Umstand eher „suboptimal“ findet und dass das natürlich zu wilden Turbulenzen führt. Die Geschichte dreht sich aber nicht nur um eine jugendliche Liebesgeschichte, sondern kratzt auch an türkisch-deutschen Klischees und allgemein am Zusammenleben von Familien, die eigentlich gar keine sind. Zumindest nicht biologisch. Sie erzählt mit einem Augenzwinkern von den Schwierigkeiten, Nöten und Herausforderungen, genauso wie von der großen Bereicherung, die so eine Konstellation mit sich bringen kann. Ich lebe selbst in einer multikulturellen Patchworkfamilie mit 4 Kids. Deutsche, Afrikaner und Türken. Das ist die Basis der Trilogie, daraus ist die Idee entstanden. 

Welcher Zielgruppe würdest du dein Buch am ehesten empfehlen? 
So eine Empfehlung hat immer ihre Tücken. Mein Erstling „Zimtküsse“ wurde Mädchen zwischen 12-15 empfohlen und die meiste Resonanz habe ich (gefühlt) von Jungs, Frauen ab 20 und älteren Männern zwischen 40-65 bekommen! Deshalb sage ich einfach: Wenn euch die Beschreibung gefällt, lest das Buch, egal wie alt oder jung ihr seid, Junge oder Mädchen, völlig egal! 

Möchtest Du mit dieser Geschichte, dem Leser etwas Besonderes mit auf den Weg geben? Eine bestimmte, für Dich ganz wichtige Botschaft? 
Nicht nur mit dieser Geschichte. Mit jeder möchte ich sagen: Glaub an dich. Du bist gut, so wie du bist. 

Was ist für Dich das Besondere am Jugendbücher schreiben? Fällt es dir leicht, dich in die jeweilige Atmosphäre zu versetzen, den richtigen Ton zu finden, der die jungen Leser anspricht? 
Wahrscheinlich bin ich gedanklich irgendwo zwischen 14-17 Jahren stehengeblieben, weil mir das Einfühlen so leicht fällt. Es ist eine extrem spannende Zeit, voller Verwirrung, Aufregung und zig Dingen, die zum ersten Mal passieren. Das macht mir sehr viel Spaß! 

„Heartbreak-Family Band 1“ ist ja auch als eBook verfügbar. Liest Du selber denn auch gerne eBooks oder bist und bleibst Du dem Buch treu? 
Ich habe noch nie ein eBook gelesen, bin eher der „haptische Typ“, ich brauche das bedruckte Papier, den Geruch und das schöne Knacken, wenn ein Buch zum ersten Mal geöffnet wird. 

Was machst Du am liebsten, wenn Du gerade nicht hinter dem Schreibtisch sitzt? 
Mit unserem Hund durch Wald und Wiesen strolchen … Herrlich! 

Wer oder was macht Dich besonders glücklich? 
Das Meer, die Weite, der salzige Wind und das wunderbare Rauschen der Wellen. Ganz meins! Passt auch zu meinem Namen: Deniz heißt auf Türkisch, das Meer. 

Verrätst Du uns Dein ganz persönliches Rezept für gute Laune? 
Videos von Affen- und Katzenkindern schaffen es bei mir immer!



Vielen herzlichen Dank für Deinen Besuch im Bücherkaffee und für das nette und informative Interview.  Wir hoffen und wünschen uns, dass wir noch viel von Dir hören bzw. lesen werden! Alles Gute und viel Erfolg für die Zukunft!


Wer mehr über die Autorin erfahren möchte, kann dies unter folgenden Links tun: 
Homepage: www.denizselek.de
Facebook: www.facebook.com/pages/Deniz-Selek

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