Rezension | Das Geheimnis der Eulerschen Formel | Yoko Ogawa


Ein kleiner Einblick:

Eine junge alleinerziehende Frau wird über ihre Agentur als Haushälterin einem neuen Kunden zugeteilt. Die eigentliche Kundin ist die Eigentümerin eines großen Anwesens, welches auch von dem eigensinnigen, verwirrten aber doch sehr herzlichen Schwager bewohnt wird. Und genau um diesen geht es auch. Der liebenswürdige Herr, der einfach nur Professor genannt wird, erlitt 1975 im Alter von 47 Jahren einen schweren Autounfall. Der bis dahin bereits als berühmter Mathematiker verschieden Lösungen und Gleichungen außergewöhnlicher Formeln bekannt war, erlitt dabei schwere Kopfverletzungen. Seit dieser Zeit um genau zu sein, seit 17 Jahren kann der Professor sich an nichts länger als 80 Minuten erinnern.
Der Haushälterin ist bereits zu Beginn ihrer Tätigkeit bekannt, dass schon neun Haushälterinnen in kürzester Zeit wieder entlassen wurden. Um diese Reihe nicht fortzuführen, versucht sie das Unmögliche. Sie versucht die Sprache des Professors zu lernen, welche sich zum größten Teil nur aus Zahlen bildet. Ob ihr das gelingt oder ob sie als zehnte Haushälterin in kurzer Zeit wieder das Anwesen verlassen muss?

Meine Gedanken zu dem Buch:

Gleich am Anfang macht uns die Autorin mit den Hauptcharakteren bekannt. Neben der Ich-Erzählerin, der Haushälterin ohne Namen lernen wir ihren zehnjährigen Sohn kennen, welcher vom Professor den Spitznamen Root erhält, Hierbei handelt sich allerdings um das mathematische Symbol, das Wurzelzeichen.
Root und der Professor teilen eine besondere Leidenschaft, die sie im Laufe der Geschichte immer mehr verbindet. Nämlich Baseball. Wo hingegen der Professor seine logischen mathematischen Hintergründe und Gedanken zu diesem Sport, gerne mit dem kleinen Jungen teilt.Während der Professor in seiner eigenen Welt dargestellt wird, der Welt aus Zahlen, Formeln und klarer Formen, begeistert die Autorin immer wieder durch Textzeilen, in denen uns Mathematik auf eine poetische Art erklärt wird.

Aber nicht nur seine Begeisterung für die Welt der Zahlen, macht diesen alten und klugen Herren so sympathisch, sondern auch sein optisches Auftreten. Wirres Haar und viele kleine Notizzettel bestücken seine Anzugjacke, um ihn immer exakt nach 1 Stunde und 20 Minuten erneut an die kleinen Geschehnisse und auch Personen zu erinnern. Auch erfahren wir im Laufe der Geschichte sehr viel über die Vergangenheit und das Leben der Haushälterin. Die charakterlichen kleinen Macken der Personen in dieser Geschichte werden auf so bezaubernde Art dargestellt, welche es dem Leser leicht machen, sich in dieser Geschichte gut aufgehoben und wohl zu fühlen. Unbewusst nähern sich im Laufe der Geschichte Root und seine Mama dem Geheimnis des Professors. Der Zeit vor seinem Unfall. Die eulersche Formel, die in Verbindung mit einer ganz besonderen und wichtigen Person für den Professor steht. Einer verbotenen und nie vergessenen Liebe. Ich persönlich hätte mir etwas mehr zu der Vergangenheit des Professors gewünscht. Aber in der ∑ ist zu sagen, dass es eine Runde, in sich geschlossene wunderbare Geschichte ist.

Sie war  mein stetiger Begleiter, immer bereit, wenn ich ihrer bedurfte. Ihre ewige Schönheit gab mir Ruhe und Frieden.
Seite 241

Kurz & gut - mein persönliches Fazit:

Ein schöner, gefühlvoller Roman, der selbst Nichtmathematiker in den Bann zieht. Obwohl die Mathematik in diesem Buch meiner Meinung nach dazu dient, den Leser den Geschehnissen näher zu bringen, um hinter das wahre Geheimnis zu kommen. Ich habe mich immer wieder dabei ertappt, wie ich versucht habe die Gleichungen des Professors nachzurechnen. Ob mir dies gelungen ist, bleibt mein Geheimnis. So viel sei gesagt, in Mathematik war ich noch nie gut. Ich kann dieses Buch jedem, der gerne über Verlust, Ängste, tiefe Freundschaft und Verbundenheit liest nur empfehlen. Das war mein erster Roman der Autorin Yoko Ogawa. Verzaubert von ihrem Schreibstil, werde ich mir diese Autorin und weitere ihrer Werke vormerken.

© Rezension: 2013, Aygen Ekici 


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